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500 Jahre Täufer – das sind 500 Jahre, in denen die täuferischen Gemeinden und ihre Nachfahren immer wieder mit neuen Rahmenbedingungen und Herausforderungen konfrontiert waren. Stets aufs Neue mussten sie ihre Rolle in der Gesellschaft finden und ihr Selbstverständnis überprüfen. Der neue utb-Band Täufer, Von der Reformation ins 21, Jahrhundert“ widmet sich der Geschichte der Täufer und der aus ihnen hervorgegangenen Gemeinden der Mennoniten, der Hutterer und der Amischen. Er zeigt, wie es nach den Anfangen im 16. Jahrhundert weiter ging. Während über die Täufer des 16. Jahrhunderts recht viel bekannt ist, sind die späteren Phasen der täuferischen Geschichte bisher wenig erforscht. Dabei bieten sie erhellende Einblicke in das fortdauernde Wechselspiel von Neubeginn und Traditionalisierung von Absonderung und Integration sowie von Spaltung und Versöhnung. Erneuerung als Kontinuum.
Die täuferischen Gemeinden blieben auch nach dem 16. Jahrhundert plural und bunt. Es entwickelte sich nie die täuferische Theologie, sondern es gab Nuancen und manchmal auch größere Unterschiede in der theologischen Aussage. Trotz ihrer mehr oder weniger konsequent gelebten Absonderung waren die Täufer stets politische Akteure, die mit ihrem Leben und ihren Äußerungen in die Gesellschaft hineinwirkten. Ihr Schicksal initiierte Diskurse über Gewissensfreiheit und Tolerierung, sie selbst versuchten Normen im politischen Raum zu verändern.
Doch die 500-jährige Geschichte der Täufer erzählt auch von einem Gemeindeleben, das sich zwischen dem Willen zur Veränderung und dem starren Festhalten an alten Traditionen bewegte. Hierarchisierung, die Fokussierung der Macht auf die Ältesten und die Traditionalisierung des religiösen Lebens ließen die von Laien geprägten Anfange in manchen Phasen der Geschichte in Vergessenheit geraten. Nicht immer erwiesen sich die täuferischen Gemeinden als bereit, etwas neu anzupacken und Veränderung zu wagen.
Was bleibt von 500 Jahren Täufer? Es bleibt auf jeden Fall die Erkenntnis, dass Altes nicht kopiert werden kann, sondern jede Generation sich mündig, frei und souverän immer wieder neu mit der Frage auseinanderzusetzen hat, was es vor dem Hintergrund der aktuellen Situation heißt, täuferisch“ zu sein.